Ich meine, die zweite Lebenshälfte richtet sich mehr nach innen. Obwohl ich mich immer schon für das Warum des Lebens interessiert habe, spüre ich einen deutlichen Unterschied zu den Jahren als junge Erwachsene. Damals habe ich mich eher am Aussen orientiert, suchte nach Antworten bei anderen Menschen, bei Freunden, Lehrern, in verschiedenen Ausbildungen und Büchern. Ich konnte mich immer wieder für neue Theorien und Lehren begeistern, von denen ich das Gefühl hatte, dass sie mich weiterbringen würden, mich glücklich machen könnten. Ich sammelte Informationen, wollte ständig etwas verbessern und leisten. In den letzten Jahren jedoch, kann ich mehr und mehr auf meine innere Stimme vertrauen. Die Bewunderung für andere Menschen hat abgenommen, nicht weil ich sie weniger mag, aber ich habe festgestellt, dass sie alle auch Schattenseiten haben. Ja, ich kann sagen, dass ich mich mehr nach innen orientiere. Noch deutlicher habe ich diese Eigenschaften an Hochaltrigen festgestellt. Sie vertrauten mehr auf ihre Lebenserfahrung, schienen mehr in sich zu ruhen.
Das Weibliche ist die nehmende nach innen gerichtete Kraft. Das Männliche strebt nach aussen, will sich zeigen und gesehen werden. Wir tragen immer beide Teile in uns, ob jung oder alt, ob Frau oder Mann. Ich glaube aber, dass wir mit zunehmendem Alter das Sanfte, Weiche, in uns Ruhende besser wahrnehmen könnten, wenn wir es denn zuliessen.
Und hier meine Bitte an alle Ü-50-Menschen da draussen:
LASST UMS HIMMELS WILLEN DIESE WEIBLICHKEIT ZU UND SCHAFFT EINEN AUSGLEICH ZUM LEISTUNGSWAHN UNSERER ZEIT. Strebt nicht verzweifelt und mit grosser Anstrengung der Jugend hinterher, die ihr doch nie mehr erreichen könnt. Strebt vorwärts und geniesst die innere Fülle, die Stille, die Natur und das SEIN.