Als ich etwa 9 Jahre alt war, fragte ich meine Mutter, welches denn die grösste Zahl überhaupt sei. Das hatte einen ganz bestimmten Grund: ich wollte meine Gebete mit dieser Zahl vervielfachen. Den genauen Wortlaut weiss ich nicht mehr, aber ich bat jeden Abend für das Wohl der Familie und all der Menschen, die leiden mussten und sagte: Lieber Gott, ich bitte dich 100'000 BillionenTrillionen mal fest darum.
Jetzt geht es auch wieder um eine grosse Zahl. Um die Anzahl Menschen, die sich für eine neue Welt entscheiden, die sich für die Natur entscheiden, die an ein friedliches Miteinander von Mensch, Tier und Natur glauben. Es geht darum, zur Besinnung zu kommen und aus dem Hamsterrad, das sich immer schneller dreht auszusteigen. Die Wirtschaft muss nicht noch mehr wachsen. Wir brauchen nicht noch mehr materielle Dinge, wir brauchen mehr Beziehung. Wir brauchen nicht noch mehr Produktion, die die Ressourcen der Erde erschöpfen, wir brauchen Kommunikation und Austausch. Wir brauchen keine materielle Entwicklung mehr, sondern geistige Entwicklung. Ja, es stimmt, in der Natur strebt alles nach Wachstum, aber jeder Baum erreicht einmal seine ganz bestimmte Grösse und erledigt dann seine Aufgabe hier auf dieser Erde, z. B. Indem er uns Sauerstoff spendet. Ich meine, auch wir haben unsere materielle Grösse erreicht - es ist Zeit in die geistige Grösse hineinzuwachsen.
Und genau dazu könntet ihr, die ihr in der zweiten Lebenshälfte seid, berufen sein. Wenn ihr bereits pensioniert seid, dann braucht ihr euch nicht mehr um das tägliche Einkommen zu kümmern. Ihr braucht nicht mehr einer Arbeit nachzugehen, die euch vielleicht nicht einmal mehr Spass gemacht hat. Ihr habt Zeit, ihr braucht euch nicht mit neuen Terminen zuzuschütten, nur um dazuzugehören. Nehmt euch raus aus dem stressigen Alltag. Habt Mut den Tag geruhsam anzugehen, habt Mut euch zu langweilen, habt Mut, euch mit euch selber auseinanderzusetzen. Habt Mut, zu ergründen wer ihr wirklich seid, auch wenn es weh tut. Lasst Altersweisheit entstehen, traut euch, nicht zu wissen, wohin die Reise gehen soll. Lasst euch auf die Dinge des täglichen Lebens ein. Geniesst den Duft einer Zitrone, schaut in den Sternenhimmel, lasst das Hahnenwasser ganz bewusst über eure Hände gleiten, spürt den Waldboden unter euren Füssen, schaut den Vögeln beim Fliegen zu und ihr tut mehr für diese Erde, als wenn ihr geschäftig von einem Termin zum nächsten flitzt.
Setzt einen Gegenpol zum Aktivismus da draussen. Lasst euch Zeit einer Frage wirklich bis auf den Grund zu gehen. Lasst euch Zeit, bis ihr von selbst Antworten erhält. Habt Mut zur Musse!
Ich wünsche euch eine zufriedene, herzhafte Woche.
Eure Susanna