Als ich noch im Altersheim gearbeitet habe, da achtete ich besonders darauf, was sich die Bewohnerinnen und Bewohner wünschten. Ich wollte herausfinden, was sie wirklich interessierte, was ihnen im hohen Alter Freude bereitete. Manchmal sprach ich sie auch direkt darauf an. Einmal erzählte mir eine über 90jährige Frau, dass sie das Leben im Heim furchtbar langweilig finde und dass sie gerne nochmal etwas richtig 'Verrücktes' machen würde. Was sie sich denn darunter so vorstellen würde, fragte ich sie. Z. B. würde sie gerne zu ihren Enkelkindern nach Kanada fliegen (das war jedoch aus privaten Gründen nicht möglich) oder einen Zeppelinflug machen, aber in ihrem Alter und mit dem Rollator (Gehwagen) würde das halt nicht mehr gehen. Ich wollte nicht so schnell aufgeben und erkundigte mich bei entsprechenden Anbietern, ob sie eine Altersgrenze hätten, etc.. Eigentlich wäre es nicht wirklich ein Problem gewesen (ausser, dass es ziemlich teuer gekommen wäre), doch die Zeit passte der älteren Dame nicht. Sie hätte für den Zeppelinflug ein halbes Jahr warten müssen. Da meinte sie, bis dann würde sie bereits nicht mehr leben und so liessen wir es beim Wunsch bleiben. Einige Jahre später (ich arbeitete nicht mehr in diesem Heim) traf ich sie noch einmal. Sie sass im Rollstuhl, war vergesslich geworden, aber sie erinnerte sich an mich und an die Pläne. Wir meinten beide, dass es gut gewesen wäre, wenn wir den Zeppelinflug gewagt hätten, freuten uns aber auch so an der gemeinsamen Erinnerung. Sich mit Herzenswünschen auseinanderzusetzen lohnt sich in jedem Alter. Sie verraten immer etwas über unsere Neigungen, darüber, was uns wirklich bewegt, was uns lebendig und womöglich gesund hält.
Zumeist waren die Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner nicht so ausgefallen. Mal ging es um den Besuch eines bestimmten Grabes auf dem Friedhof, einen Spaziergang, ein Vollbad, den Besuch einer bestimmten Kirche, oder ums Bilder malen doch stets begleitete ein leiser Zauber die Realisierung des Wunsches.