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Jeden Montag-Nachmittag bereite ich mit Patienten auf der Abteilung Saft zu. Eine robuste Handmaschine aus Edelstahl mit Schnecke dient der körperlichen Betätigung. Farbige Früchte, wie Ananas, Äpfel, Orangen und Birnen wecken alle Sinne.

Wie ihr wisst, arbeite ich mit Menschen über 50, die an Depressionen, Angstzuständen, Schizophrenie, Psychosen, dementiellen Entwicklung oder anderen psychischen Erkrankung leiden. Viele von ihnen rauchen, ernähren sich ungesund und bewegen sich zu wenig. Es scheint also nicht unbedingt das Klientel zu sein, das sich besonders für gesundes Essen interessieren würde. Auch ich hatte zu Beginn meine Bedenken und kaufte extra kleine Schnapsgläschen, damit die kostbaren, zubereiteten Säfte nicht in der Spüle landen würden, weil sie den PatientInnen nicht schmeckten.

?Doch weit gefehlt. Jeden Montag wird mit Freude und Elan geschnipselt, geschnetzelt und voller Stolz probiert, was als Saft aus der Presse herausgekommen ist. Selbst Besucher nippen an einem Glas Ananas-Spinat-Saft oder wundern sich über die aussergewöhnlichen Kombinationen und Farben. Fenchel, Birne und Apfel? Schmeckt doch ganz gut. Aha, man kann auch Randen (Rote Beete) mit Orangen kombinieren. Was, Brennesseln entsaften ist möglich? Das ist aber ganz gesund. Auch diejenigen, die bei der Zubereitung nicht dabei sind, werden herausgefordert. Sie bekommen jeweils die Aufgabe, zu schmecken und zu erraten, was denn nun wieder in dieser roséfarbenen, kiwigrünen, dunkelroten oder gar braunen Flüssigkeit drin sein könnte. In letzter Zeit wollten PatientInnen vermehrt wissen, wo genau man diese Saftpresse denn kaufen könne, denn das würden sie auf jeden Fall auch zuhause machen. Die Schätze der Natur scheinen uns doch ganz nahe zu sein. Sie machen uns glücklich oder können unsere Stimmung zumindest aufhellen.